Kaiser, Roland
Verfasst: 3. Jun 2005 09:44
Sommer, IC, 1. Klasse, eine Fahrt von Stuttgart nach Hause. Ich bin erleichtert, dem Kessel mal wieder entflohen zu sein und freue mich auf die Kühle und Frische der Luft meiner Heimat. Das Zugbier schmeckt gut und lässt selbst diesen üblichen Toastergeruch nach verbranntem Brot aus dem Bistro vergessen, der immer wieder in den Groszraumwagen schwallt, sobald sich die Türen öffnen. Nach einer Stunde füllt sich langsam der Zug und mir wird bange, ob ich nicht doch noch von meinem schönen Sitzplatz verdrängt werde, der leider ab Kassel reserviert ist. Zu Recht.
Setze ich mich eben in den Toasterqualm und verzehre dort meine Biere! Schräg gegenüber entdecke ich einen Mann, der ekelhafte Jacketkronen unter einem ekelhaften schiefen Grinsen zur Schau stellt. Ich glaube den Sabber in seinem Mund erkennen zu können, wenn er ihn öffnet, um sich Bier hineizuschütten - wahrscheinlich, weil ich den Sabber erkennen kann. Ausserdem sieht die fiese Type arg nach Solariumschwuchtel aus.
Ich kenne doch den Mann, der einen kurzen Blick auf mich wirft und sich dann wieder seinem Gesprächspartner gegenüber zuwendet. "Unsympatisch ist ja gar kein Ausdruck, woher kenne ich den denn?" denke ich bei mir und frage mich die ganze Zeit, ob ich ihn nicht grüssen müsste, vielleicht ist er ja ein Bekannter meiner Eltern. Das Alter käme hin. Ich hoffe und glaube dann aber, dass das nicht sein könne und dass sie den Typen, wenn sie ihn kennten, auch widerlich fänden und insoweit kein Gruszzwang bestehe. Gott sei Dank unterlasse ich das Gegrüsse dann auch. Die offen dargestellte Selbstgefälligkeit und seine Stimme machen den Sack in der folgenden Zeit nicht gerade angenehmer, sowenig wie die penetrante Art, seinen Gegenüber zuzusalbadern.
Drei Stunden quäle ich mich mit diesem Gesicht, weil ich es immer wieder ansehen muss - WER IST DER MANN? - bis mich die Ankunft in Hamburg aus meiner Pein erlöst. Ich steige, inzwischen selber nach verbranntem Brot riechend und angetütert von den vielen Zugbieren, aus und nehme den Schweineexpress nach Kiel, bei dessen Rattern ich über die Frage nach der widerlichen Visage einschlafe. Die Durchsage nach dem baldigen Erreichen des Endbahnhofes weckt mich; ein unmenschlicher Blasendrang lässt mich benommen nach der einzigen Zugtoilette suchen und die unangenehme Frage nach IHM komplett ins Unterbewusstsein abdrängen.
Aus dem Zug ausgestiegen schleppe ich mich zu Fuss die 200m vom Bahnhof nach Hause, wo mich meine Freundin mit einem schönen Abendbrot und gekühltem Bier erwartet. Nach dem Essen bin ich zu nicht viel mehr als Fernsehen in der Lage und so sitzen wir gemütlich beieinander bis ich wohl zwei Stunden nach meiner Ankunft plötzlich aufspringe, mir mit der flachen Hand auf die Stirn schlage und "Roland Kaiser, natürlich!" rufe.
Setze ich mich eben in den Toasterqualm und verzehre dort meine Biere! Schräg gegenüber entdecke ich einen Mann, der ekelhafte Jacketkronen unter einem ekelhaften schiefen Grinsen zur Schau stellt. Ich glaube den Sabber in seinem Mund erkennen zu können, wenn er ihn öffnet, um sich Bier hineizuschütten - wahrscheinlich, weil ich den Sabber erkennen kann. Ausserdem sieht die fiese Type arg nach Solariumschwuchtel aus.
Ich kenne doch den Mann, der einen kurzen Blick auf mich wirft und sich dann wieder seinem Gesprächspartner gegenüber zuwendet. "Unsympatisch ist ja gar kein Ausdruck, woher kenne ich den denn?" denke ich bei mir und frage mich die ganze Zeit, ob ich ihn nicht grüssen müsste, vielleicht ist er ja ein Bekannter meiner Eltern. Das Alter käme hin. Ich hoffe und glaube dann aber, dass das nicht sein könne und dass sie den Typen, wenn sie ihn kennten, auch widerlich fänden und insoweit kein Gruszzwang bestehe. Gott sei Dank unterlasse ich das Gegrüsse dann auch. Die offen dargestellte Selbstgefälligkeit und seine Stimme machen den Sack in der folgenden Zeit nicht gerade angenehmer, sowenig wie die penetrante Art, seinen Gegenüber zuzusalbadern.
Drei Stunden quäle ich mich mit diesem Gesicht, weil ich es immer wieder ansehen muss - WER IST DER MANN? - bis mich die Ankunft in Hamburg aus meiner Pein erlöst. Ich steige, inzwischen selber nach verbranntem Brot riechend und angetütert von den vielen Zugbieren, aus und nehme den Schweineexpress nach Kiel, bei dessen Rattern ich über die Frage nach der widerlichen Visage einschlafe. Die Durchsage nach dem baldigen Erreichen des Endbahnhofes weckt mich; ein unmenschlicher Blasendrang lässt mich benommen nach der einzigen Zugtoilette suchen und die unangenehme Frage nach IHM komplett ins Unterbewusstsein abdrängen.
Aus dem Zug ausgestiegen schleppe ich mich zu Fuss die 200m vom Bahnhof nach Hause, wo mich meine Freundin mit einem schönen Abendbrot und gekühltem Bier erwartet. Nach dem Essen bin ich zu nicht viel mehr als Fernsehen in der Lage und so sitzen wir gemütlich beieinander bis ich wohl zwei Stunden nach meiner Ankunft plötzlich aufspringe, mir mit der flachen Hand auf die Stirn schlage und "Roland Kaiser, natürlich!" rufe.