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Verfasst: 24. Jun 2004 11:47
von joswig
Exakt so hatte auch ich den Hinweis verstanden.

Verfasst: 24. Jun 2004 12:17
von trigger
Noch ein zarter Brückenschlag am Schluss.
Wenn meine Tochter Opfer dieses Dutroux gewesen wäre, hätte ich ihn vielleicht umgebracht (und ich bewundere die Eltern, die es nicht getan haben).

Aber in dieser Stimmung das Strafgesetzbuch neu schreiben?
Hass, Wut, Rache sind nun mal schlechte Gesetzgeber.

Verfasst: 24. Jun 2004 12:29
von joswig
Darf ich Sie Anne Bachmeier nennen?

Verfasst: 24. Jun 2004 12:32
von trigger
Aber natürlich.
Die ist auch schon tot, nicht wahr?
Die Rache ist mein, sprach der Herr.
Der ist beim Thema Todesstrafe fast so unnachgiebig wie der Herr SIM.

Verfasst: 24. Jun 2004 12:32
von SIM_Blackblade
Es war eine höflich gemeinte Unterstellung, weil ich nicht glauben will, dass einem gesunden Menschen das Töten eines anderen ein wie auch immer motiviertes Vergnügen bereiten kann.
Vor dir sitzt ja dann letztlich auch nur ein zitterndes Menschlein.
Ich habe da offensichtlich ein deutlich desillusionierteres Bild vom Menschen und seinen Motiven.
Es geht ja auch nicht um Vergnügen, sondern um Genugtuung. Ich kenne mich nur (leider) gut genug, um zu wissen, dass manchmal auch Gewalt durchaus Befriedigung bringen kann. Ich finde das nicht gut und verurteile das. Man sollte sich aber nicht in der immer noch primitiven Instinkt- und Gefühlswelt des Menschen täuschen.
Unsere Zivilisation und ihre Moral ist nur ein (evolutionär gesehen) dünnes Häutchen gegenüber millionen Jahren Evolution, das schnell abgestreift wird, wenn es zu Extremsituationen kommt.
Was ist denn Ihr Motiv für die Tötung? Nur zur Sicherheit ist ja wohl kaum akzeptabel, da man den Täter natürlich auch einsperren kann.
Ich kenne nur zwei (drei, wenn man Rache zulässt) Gründe für die Todesstrafe.
1. ist es die ultimative Bestrafung, wenn man Humanität nicht völlig beiseite lässt (wenn doch, wäre lebenslange Folter sicher noch ultimativer. Aber nicht diskussionswürdig.)
2. sehr wohl die Sicherung der Gesellschaft vor einem Lebewesen, dass diese gefährdet. Unser Strafvollzug mit seinen zum Teil zu laschen Strafen, gerade für Kapitalverbrechen, tut dies nicht ausreichend.
Ich behaupte auch nicht, dass ich keine Rachegefühle empfinde. Nach meinem Moralverständnis darf ich ihnen nur nicht nachgeben.
Da sind wir uns einig. Trotzdem würde ich es manchmal gerne.

Eine letzte These von mir: Ist die Todesstrafe nicht humaner als eine lebenslange Einzelhaft?

Ich finde, so langsam kann Herr FoLLgoTT mal die Rolle des Advocatus Diaboli übernehmen...[/quote]

Verfasst: 24. Jun 2004 12:51
von trigger
trigger hat geschrieben: Wenn meine Tochter Opfer dieses Dutroux gewesen wäre, hätte ich ihn vielleicht umgebracht (und ich bewundere die Eltern, die es nicht getan haben).
Ich wäre aber wohl auch nicht glücklicher geworden mit diesem Mord.
Und wenn dann der SIM in meine Zelle kommt ...
Nein, joswig, nenn mich doch nicht Anne Bachmaier.
Belassen wir es beim Impuls.

Verfasst: 24. Jun 2004 12:54
von FoLLgoTT
Herr Blackblade, Sie machen Ihre Sache sehr gut, ich kann nicht viel hinzufügen und stehe hinter Ihren Argumenten!

Der Mensch ist im Grunde immer noch ein Tier, das sich mehr oder weniger zwingt, Triebe zu unterdrücken. Das Wort "human" sollte all das mit einschließen. Daher wäre eine lebenslange Folterung genauso "human", denn sie würde ja von Menschen ausgeführt.

Sich überhaupt wichtiger zu nehmen als das Tier, was wir täglich schlachten, ist im Grunde schon eine Frechheit und zeigt die Doppelmoral, die wir mit unseren selbst auferlegten Gesetzen praktizieren. Warum also nicht gleich einen Schritt zurück in Richtung "Menschlichkeit" und den Rachegelüsten der Opfer bzw Beobachter nachgeben?Sogenannte "niedere" Aggression und Gewalt gehört genauso wie Liebe und Intelligenz zum Menschen. Trotzdem unterdrücken wir ersteres und das nicht unbedingt, weil wir es selber nicht wollen, sondern weil es uns auferlegt ist!

Ich sage nicht, daß man Folterung wieder einführen sollte, aber als "Strafe" wäre sie legitimer und logischer als der Tod. Die Todesstrafe ist wie das Löschen eines Computerviruses, mehr nicht. Eine völlig nüchterne Eliminierung eines für die Gesellschaft gefährlichen Objekts. Oder wie die Schlachtung Hunderter mit BSE befallener Kühe. Denen weint komischerweise auch keiner nach. Warum auch? Die sind ja nicht intelligent. Wenn man diesen Gedankengang weiterspinnt, könnte man auch auf die Idee kommen, geistig Behinterte zu töten, denn die tun der Gesellschaft auch keinen Dienst und sind auch nicht unbedingt intelligent.

Wenn wir alle so wären wie Mr. Data, gäbe es diese Diskussion gar nicht.

So, Herr Trigger, nun können sie weiter der Nichtbeiwohnung meiner abartigen Träume zelebrieren!

Verfasst: 24. Jun 2004 13:02
von trigger
Nicht ohne Eleganz, wie Sie aus dem schönen Gedanken, dass auch Tiere Gottesgeschöpfe sind, deren Tötung man nicht einfach gedankenlos vollziehen darf, den erfrischenden Schluss ziehen: Menschen genauso umbringen, dann stimmt die Rechnung wieder.

Verfasst: 24. Jun 2004 13:13
von FoLLgoTT
Ich versuche nur, das ganze Problem logisch zu betrachten. Da die meisten Menschen diese Art zu Denken allerdings nicht teilen, wird man weiter an widersprüchlichen moralischen Vorstellungen und Religionen festhalten.
Das Wort "Gottesgeschöpf" ist ja schon eine sinnlose Klassifizierung.

Verfasst: 24. Jun 2004 13:18
von insideR
Ich mag "öhm..Test" wegen seines gepflegten "AusdemRuderlaufens", aber das hier ist schon jenseits von Gut und Böse.

Konkret: In o.g. Beispiel ist der junge Mann aus einem Gefängnis ausgebrochen, dessen Herzlichkeit und Wärme er nach einem Kerditkartenbetrug genießen durfte. Wenn ich mich recht entsinne, wollte er lediglich bei den alten Leuten telefonieren oder ein Glas Wasser und mußte mit Erschrecken feststellen, dass seine Flucht einen Fernsehbericht wert war. Woraufhin er zu eigenem Schutz den Tod des alten Ehepaares herbeiführte.
Woher jetzt Einzelheiten ( just in dem Moment laufender Fernsehbericht z.B., ist ja nun wirklich ein blöder Zufall ) stammen, entzieht sich meiner Kenntnis. Ich verstehe durchaus, wenn Zweifel laut werden.

Naja, immerhin sind auch Pflanzen Gottesgeschöpfe, was den eingefleischten Veganern mal gesagt werden sollte.

Ralf